Schneekatastrophe 78/79 : Todesfalle für Rebhuhn, Fasan & Co.

Tier-Bestände brachen zusammen und erholten sich seitdem nicht wieder

Pinneberg. Vor genau 40 Jahren versank Norddeutschland zweimal innerhalb der ersten sechs Wochen des jahres unter Schneemassen – das ist für die Kreisjägerschaft Pinneberg Anlass, daran zu erinnern, dass zwar damals Menschen stark unter dem Wetter zu leiden hatten, sich die wahre Tragödie aber für jemand anders ereignete: Beim Niederwild brachen die Bestände zusammen – es ist eine Art Ur-Katastrophe für Tiere wie Rebhuhn, und Fasan,
Hase und Kaninchen in der Region. „Sie wirkt bis heute fort, denn die Bestände haben sich seitdem nie wieder erholt“, sagt Hans Wörmcke, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Pinneberg. Das Wild und die Vogelwelt hatten nicht nur darunter zu leiden, dass ihr Futter unter einer teils einer mehrere Meter hohen Schneedecke verborgen war und sie verhungerten, obendrein kamen Raubtiere wie der Fuchs vergleichsweise gut durch den Winter. Denn ihnen stand durch die Mengen an toten Wildtieren viel Nahrung zur Verfügung. Die Folge: In den folgenden Jahren waren nicht nur die Populationen von Fasan, Kaninchen & Co. kleiner, sondern sie waren auch durch eine weiterhin hohe Zahl von Räubern bedroht.
Zu erkennen ist die Entwicklung im Jagd- und Artenschutzbericht des Landes, in den auch die Zahlen der durch die Jäger erlegten Tiere einfließen. Er dokumentiert die jährlichen Jagdstrecken der einzelnen Wildarten seit 1960. Die Entwicklung der Gesamtpopulation lässt sich an der Teilmenge der erlegten Tiere ablesen. Während beispielsweise im Jagdjahr 1978/79 noch 140.000 Kaninchen im Land erlegt wurden, waren es im Jahr 1979/80 nach der Schneekatastrophe nur noch 30.000 Tiere.
Bei den Rebhühner wurde die Situation derart kritisch, dass der Kreisjagdverband Pinneberg bereits bei der Jahreshauptversammlung im Katastrophen-Frühjahr 1979 beschloss, freiwillig auf die Bejagung der Rebhühner komplett zu verzichten, bis der Bestand sich wieder erholt hat. Diese Entscheidung dauert bis heute an. Allerdings hat die Landesregierung 2014 die Jagdzeit für das Rebhuhn aufgehoben, obwohl Einigkeit darüber besteht, dass damit dem Rebhuhn in keiner Weise geholfen wird. Nachdem landesweit im Jagdjahr 1978/79 noch knapp 7000 Rebhühner erlegt worden waren, waren es 1979/80 nicht einmal mehr 700.
Seit 1979 zählen die Jäger im Kreis Pinneberg die Rebhuhnbrutpaare. Anfangs gab es eine allmähliche Erholung der Population bis zu 264 Brutpaaren im Jahr 1992. Im vorigen Jahr wurden jedoch nur noch 13 Brutpaare gezählt.

Für die Kreisjägerschaft Pinneberg ergeben sich insbesondere zwei Konsequenzen aus der Situation. Hans Wörmcke: „Wir müssen konsequent die bedrohten Tierarten schützen, indem wir ihre Lebensverhältnisse verbessern und die für sie geeigneten Lebensräume wieder vergrößern. Wir müssen aber genauso konsequent Prädatoren bejagen, die überhand nehmen und die den bedrohten Tieren das Überleben noch schwerer machen. Zur Ehrlichkeit bei der Analyse der Lage gehört dazu, dass man auch über die Bejagung von Prädatoren in Gebieten nachdenken muss, in die sie sich derzeit noch problemlos zurückziehen können, weil sie dort nicht bejagt werden dürfen, wie Naturschutzgebiete zum Beispiel das Gebiet Haseldorfer Binnenelbe.“

Fasanenstrecken-Grafik

An dieser Grafik ist die Entwicklung der Fasanenpopulation zu erkennen - die Jagdstrecken geben Hinweise auf die Gesamtbestände. Rot dargestellt sind die Jahre 1977 bis 1981, an denen der Zusammenbruch durch die Schneekatastrophe deutlich wird. Grafik: KJS Pinneberg

Veröffentlichung honorarfrei, Beleg erbeten

Kreisjägerschaft Pinneberg:
Die Kreisjägerschaft Pinneberg ist ein eingetragener Verein und Mitglied im Landesjagdverband Schleswig-Holstein. Jäger, Jagdberechtigte und Naturliebhaber setzen sich in acht Hegeringen für das Gleichgewicht und die Vielfalt in der Natur sowie und den Natur- und Artenschutz ein.

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