Licht und Schatten bei der Kreisjägerschaft
Positive Mitgliederzahlen – aber wachsende Herausforderungen für die KJS Pinneberg
Pinneberg/Ellerhoop. Die Kreisjägerschaft Pinneberg ist eine kräftige Gemeinschaft – und sie wird immer stärker. Die Mitgliederzahlen stiegen auch im abgelaufenen Jahr weiter an und sind mit 1453 auf einem Rekordhoch. Das stellte Vorsitzender Hans Wörmcke während der Jahreshauptversammlung im Gartenbauzentrum Thiensen vor mehr als 120 Jägerinnen und Jägern sowie deren Gästen aus Politik, Verwaltung und des befreundeten Bauernverbandes heraus.
Diese Kraft wird auch gebraucht, denn vor den Mitgliedern des anerkannten Naturschutzverbandes liegen große Herausforderungen, von denen Hans Woermcke sowie Wolfgang Heins, Kreisjägermeister und Präsident des Landesjagdverbandes Schleswig-Holstein berichteten.
Herausforderung Neozoen: Die invasiven Tierarten sind im Kreis Pinneberg weiter auf dem Vormarsch. Nutrias gefährden Deiche und die Landwirtschaft – 485 von ihnen wurden im vorigen Jagdjahr erlegt, im vorvergangenen Jahr waren es „nur“ 373 Stück. Marderhunde plündern Gelege von Bodenbrütern – im vorigen Jahr wurden 654 zur Strecke gebracht, im Jahr davor 644.
Herausforderung „Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein“: Dieses Problem hat auch unmittelbar mit den Neozoen zu tun. „Mittlerweile besitzt die Landesstiftung 40.000 Hektar in Schleswig-Holstein und übt auf ihren Flächen das Jagdrecht aus. Da sie dabei sehr defensiv vorgeht, sind ihre Flächen oft Raubwildvermehrungszonen und gewissermaßen ein gedecktes Buffet für invasive Arten“, so Hans Wörmcke.
Herausforderung Wolf: „Zwar ist es positiv, dass der Wolf ins schleswig-holsteinische Jagdrecht aufgenommen wurde, aber es gibt aus dem Bundesumweltministerium bisher keine Zeile zu einer Umsetzung eines Wolfsmanagement. Das Ausland lächelt schon ein wenig über uns. Wir wollen mit dem Wolf leben – aber es kommt auf die Quantität an“, sagte Wolfgang Heins.
Herausforderung Bürokratie: Eindringlich wandten sich die Jägerinnen und Jäger gegen eine von er Bundesregierung geplante weitere Verschärfung des Waffenrechtes. „Immer wenn es eine Amok-Tat mit Schusswaffen gibt, sollen Vorschriften verschärft werden, die uns legale Waffenbesitzer trifft. Wenn wir unsere Waffen erst beim Kreis abholen müssen, bevor wir nachts zu einem Wildunfall hinausfahren, um möglicherweise ein Tier zu erlösen, ist das schlicht weltfremd“, sagte der Kreisjägermeister.
Herausforderung Naturferne: „Immer mehr Menschen wissen immer weniger über die Natur. Dies führt dann auch oft zu irrationalen Angriffen auf die Jägerschaft. Wenn Institutionen wie PETA schon fordern, Tierfiguren auf Kinderkinderkarussells zu verbieten, zeigt das ein bedenkliches Verhältnis“, sagte der Präsident des Landesverbandes.
Naturbildung ist deshalb ein wichtiger Faktor. Für die Anstrengungen der Jägerschaft auf diesem Gebiet bedankte sich der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Balasus. „Menschen haben zu wenig Ahnung von den Zusammenhängen in der Natur und vertreten dann schräge Ansichten, dass die Natur schon alles regelt, wenn man sie sich nur selbst überlässt. Deshalb freue ich mich über jede ihrer Aktionen, mit denen das naturkundliche Wissen gefördert wird. Ich bedanke mich bei Ihnen für jeden Besuch in einer Kita, einer Schule, bei Stadtfesten und vielen, vielen anderen Gelegenheiten.“ Auch AFD-Kreisvorsitzende Nicole Baer bedankte sich bei den Jägerinnen und Jägern für deren Anstrengungen unter anderem beim Artenschutz. Weitere Parteien waren bei der Versammlung nicht vertreten.
Nicole Peckhold von der Jagd- und Waffenbehörde gab zuvor noch wichtige Informationen zur Aufbewahrung und Kontrollverfahren für Schusswaffen. Ihr Kollege Roman Geissler, neu in der Abteilung Naturschutz, stellte sich vor und regte gemeinsame Projekte an.
Und dann stand noch ein Abschied an: Dr. Helmut Fricke gibt nach 16 Jahren die Leitung des Teams „Jägerzimmer“ in jüngere Hände ab. Als dickes Dankeschön erhielt er vom Vorsitzenden einen Gutschein für Kamera-Technik. Dr. Fricke ist begeisterter Naturfilmer und produzierte auch schon diverse Streifen für die Bildschirme im „Jägerzimmer“
Traditionsgemäß wurden zu Beginn die Jagdstrecken verblasen.
Kreisjägermeister Wolfgang Heins: „Immer mehr Menschen wissen immer weniger über die Natur.
Dies führt dann auch oft zu irrationalen Angriffen auf die Jägerschaft.“
Vorsitzender Hans Wörmcke (links) bedankte sich bei Dr. Helmut Fricke für dessen jahrelangen Einsatz im Elbmarschenhaus
Kreisjägerschaft Pinneberg:
Die Kreisjägerschaft Pinneberg ist ein eingetragener Verein und Mitglied im Landesjagdverband Schleswig-Holstein.
Jäger, Jagdberechtigte und Naturliebhaber setzen sich in acht Hegeringen für das Gleichgewicht und die Vielfalt in der Natur sowie den Natur- und Artenschutz ein.