„Luftrettung“ für Kitze & Co.
Immer mehr Jäger helfen mit Drohnen, Jungtiere vor dem Tod zu bewahren
Kreis Pinneberg. Die Zeit der Grasmaat ist da – und damit sie nicht zum Todesdatum für Rehkitze und andere Tiere wird, engagieren sich immer mehr Mitglieder der Kreisjägerschaft Pinneberg für Rettung aus der Luft. Tobias Mathey aus Uetersen ist einer von ihnen. Er hat mehrere Tausend Euro aus seiner Tasche für eine Drohne mit Infrarot-Kamera investiert und er opfert seinen Urlaub, um Jungtiere im hohen Gras aufzuspüren, bevor landwirtschaftliche Maschinen sie zerfetzen.
Denn wenn Rehe ihre Kitze in Wiesen abgesetzt haben, ist es für Landwirte sehr schwer, sie auszumachen. Selbst wenn der Trecker mit dem Mähwerk auf sie zurumpelt, rühren sich die Tier-Babys nicht – die Folge können Tod oder Verstümmlung sein. Die erbärmlichen Schreie verletzter Kitze hatte Tobias Mathey im Hinterkopf, als er sich entschloss, per Drohne möglichst viele der Tiere zu retten.
Derzeit hat er Hochbetrieb, fährt von Hof zu Hof befreundeter Landwirte, um frühmorgens, bevor die Sonne hochkommt, Wiesen zu überfliegen. Die Zeit drängt, denn später erfasst die Thermokamera der Drohne nicht allein die Kitze wegen deren Körpertemperatur, sondern auch die Maulwurfshügel, deren dunkle Erde von den Sonnenstrahlen erwärmt werden.
Das Aufspüren der Kitze geht dabei vergleichsweise schnell. Viel länger dauert es, die Helferinnen und Helfer per Funkgerät genau an den Ort zu lotsen, an dem die Ricke ihr Junges abgesetzt hat. Im hohen Gras sind die Tiere optisch kaum auszumachen – selbst wenn man unmittelbar neben ihnen steht. Das gilt übrigens auch für Hasen-Kinder in ihrer Sasse und Kibitzjunge. Auch sie werden bei der Drohnensuche nach Kitzen quasi nebenbei entdeckt und selbstverständlich auch gerettet.
Die Luftrettung macht Mühe, eine Drohne kostet zirka 6000 Euro und Urlaubstage werden für die Aktion genutzt. Doch trotzdem ist es die Sache für den Jäger Mathey wert. So schaffte er es beispielsweise, gemeinsam mit seinem Jagdkameraden Klaas Seebandt und weiteren Unterstützern allein an drei Tagen gleich 26 Kitze per Hand zu retten und elf weiteren, die schon über einen Fluchtimpuls verfügen, „Platzverweise“ zu erteilen. Tobias Mathey: „Ein schönes Gefühl!“
Die vorsichtig mit Gras oder Decke aufgehobenen Kitze werden im Schatten in einer Kiste „geparkt“ und nach dem Mähen wieder auf den Wiesen ausgesetzt, so dass sie von ihren Müttern wiedergefunden werden. Das Vermeiden von direktem Körperkontakt Tier-Mensch ist wichtig, da anderenfalls die Muttertiere ihren Nachwuchs ablehnen könnten. Geld nimmt er für seinen Einsatz nicht, sondern bittet um Spenden für einen kleinen Verein mit Namen „Team Rehkitzrettung“ (www.team-rehkitzrettung.de), der sich den Wildtierschutz zur Aufgabe gemacht hat.
In Kisten warten die per Drohne aufgespürten Kitze, bis der Landwirt die Wiese gemäht hat, und sie wieder zurück ins Gras können..
Vorsichtig und mit Handschuhen nimmt Klaas Seebandt ein gefundenes Kitz auf.
Auch für Hasen-Babys haben sie ein Herz: Gerettete Mümmelmänner-Minis.
Start im Morgengrauen: Vom Pritschenwagen aus hebt der rettende Flieger ab.
Tolles Team: Tobias Mathey (zweiter von links) und „seine“ Crew.
Veröffentlichung honorarfrei, Beleg erbeten
Kreisjägerschaft Pinneberg:
Die Kreisjägerschaft Pinneberg ist ein eingetragener Verein und Mitglied im Landesjagdverband Schleswig-Holstein.
Jäger, Jagdberechtigte und Naturliebhaber setzen sich in acht Hegeringen für das Gleichgewicht und die Vielfalt in der Natur sowie den Natur- und Artenschutz ein.